Die Tudors by Dieter Berg

Die Tudors by Dieter Berg

Autor:Dieter Berg [Berg, Dieter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag W. Kohlhammer
veröffentlicht: 2016-05-20T22:00:00+00:00


England

Neben den außenpolitischen Konflikten musste Elisabeth im letzten Lebensjahrzehnt auch zahlreiche innenpolitische Probleme bewältigen. Zum einen hatte sie, die unverändert eine Klärung der Nachfolge-Frage ablehnte, seit den 1590er Jahren viele Vertraute durch Tod verloren – wie ihre Hofdame Blanche Perry, die Berater Leicester, Walsingham und vor allem ihren Ratgeber Burghley. So war auch im Privy Council ein Generationswechsel eingetreten, wobei die Königin ihre bisherige »Neutralität« aufgab und sich nunmehr für die Partei der Cecils entschied; als Konsequenz zeigten die jungen Räte nicht mehr die gewohnte Ergebenheit und neigten mitunter zu eigenmächtigem Handeln. Zum anderen kam es immer wieder zu Verschwörungen und Anschlägen, die zumeist einen religionspolitischen Hintergrund besaßen169 und die anti-katholische bzw. anti-spanische Stimmung im Lande verstärkten. Auch die Regierung intensivierte die Repressionen gegen Katholiken, die wegen Abwesenheit vom Gottesdienst, Messebesuch und Förderung katholischer Priester (besonders der Jesuiten) bestraft wurden (z. B. Act against Jesuits 1584). Nach dem Armada-Angriff verschärfte das Parlament die Strafen für Rekusanten sowie Unterstützer von katholischen Geistlichen, die verstärkt wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet wurden (1581–1588 ca. 65 Personen). Noch schärfere Ablehnung erfuhren die »Papisten« durch Presbyterianer und radikale Puritaner, welche weitergehende Reformen forderten. So war Erzbischof John Whitgift gezwungen, nicht nur Papstanhänger, sondern auch radikale protestantische Reformer zu bekämpfen.170 Hart ging er gegen prophesying (unbefugte Predigt) sowie puritanische Lehren vor und ließ alle Prediger auf die Akzeptanz des Oath of Supremacy, des Book of Common Prayer sowie der 39 Artikel verpflichten (The Three Articles). Anhaltende religionspolitische Konflikte zwischen Presbyterianern, Puritanern und Katholiken sowie den »Separatisten« waren die Folge und belasteten die Regierung Elisabeths bis zu ihrem Ende.

Die schwerste Krise, welche die Tudor-Monarchin in ihren letzten Jahren zu bestehen hatte, war – abgesehen von vereinzelten Hungerrevolten, denen man u. a. durch neue Armen-Gesetze zu begegnen versuchte (Act for the Relief of the Poor 1601) – der Konflikt mit dem ehemaligen Favoriten Essex.171 Nach glänzenden Auftritten bei Hofe (seit 1587) geriet der Earl im Privy Council bald in Konkurrenz zu den dominierenden Cecils. Dennoch übertrug Elisabeth ihrem Vertrauten verschiedene Militärkommandos (u. a. in Irland), bei denen er jedoch wenig reüssierte und nach Unbotmäßigkeiten zu 10-monatigem Hausarrest verurteilt wurde. Nachdem ihm diese seine wichtigste Einnahmequelle aus dem Weinmonopol entzogen hatte und er in große finanzielle Schwierigkeiten geraten war, entschloss sich Essex in völliger Selbstüberschätzung zum Putsch gegen die Monarchin. Dilettantisch in London vorbereitet und durchgeführt (8. Februar 1601), scheiterte das Unternehmen umgehend, woraufhin der Earl inhaftiert, wegen Hochverrat verurteilt und hingerichtet wurde (25. Februar). Um ihre Macht zu sichern, hatte Elisabeth ohne Zögern das Todesurteil unterzeichnet; gleichzeitig verlor sie jedoch einen der letzten ihrer Vertrauten, so dass ihre Isolation und Vereinsamung weiter wuchsen.



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